
Neurodermitis, Verzicht & Nachhaltigkeit: Mein Weg zu ökologisch bewusstem Konsum
Allergien als Anstoß: bewusster Konsum durch Verzicht und ökologische Produkte
Aller Anfang ist schwer. Und in meinem Fall: Auch schmerzhaft. Denn ich musste mich schon sehr früh damit beschäftigen, welche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln oder Kosmetika enthalten ist. Im Alter von drei Jahren entwickelte ich Neurodermitis. Meine Mutter band mir nachts die Hände in Mullbinden ein, da ich sonst Ellenbeugen und Beine blutig gekratzt hätte. Neben Zitrusfrüchten, oder vielleicht eher den Pestiziden darauf, schienen künstliche Farbstoffe, Haselnüsse und Konservierungsstoffe die Übeltäter zu sein. Die Lösung dafür? Ökologisch bewusster Konsum. Und das bedeutet auch: Verzicht.
Die Allergie zwang mich zu genauester Auswahl von Lebensmitteln, Kosmetika und Kleidung. Es musste darauf geachtet werden, was in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten ist und mit welcher Waschlotion meine Haut in Kontakt kam. Das machte auch vor der richtigen Auswahl von Waschmittel und Materialien der Klamotten nicht halt. Letztere durften zeitweise nur aus Baumwolle und entweder gebraucht oder mehrmals gewaschen sein. Verarbeitete Lebensmittel gab es ohnehin kaum, da wir einen großen Garten hatten und meine Mutter immer selbstgekocht und gebacken hat. Auf Kindergeburtstagen war es schwieriger. Da gab es im besten Fall eine extra Süßigkeitentüte ohne Gummibärchen für mich und die Smarties musste ich immer vom Kuchen abkratzen. Das war nicht immer leicht und ich fühlte mich dadurch oft ausgegrenzt. Aber mir war klar, weshalb diese Einschränkungen wichtig waren. Fehltritte wurden mit quälenden Juckreiz-Schleifen bestraft. Trotzdem habe ich mich immer wieder an unterschiedliche Lebensmittel und Kosmetika herangetastet, habe ausprobiert, wie sie mir bekommen und im schlimmsten Fall doch darauf verzichtet. Das zahlte sich letztendlich für mich aus.
Raus aus dem Allergie-Wahnsinn, rein ins Schlaraffenland der Kosmetik
So habe ich es geschafft, dass die Allergie bis zur Pubertät verschwunden ist. Endlich durfte ich Center Shocks, Hubba Bubba und allerlei Buntes essen, aber nach erster Euphorie reizte mich das nicht mehr. Bis heute mache ich gerne freiwillig einen großen Bogen um Regenbogentorten oder bunte süß-saure Würmer. Auf diesem Planeten gibt es glücklicherweise auch Schokolade und genügend andere leckere Süßigkeiten, die ohne künstliche Zusätze auskommen. Viel wichtiger als bunte Süßigkeiten war mir als Teenie ohnehin, wie alle anderen, in Kokos-Vanille und Flower-Power Duftexplosion baden zu dürfen statt Brennnesselshampoo. Ich hatte die Verzichte satt. Aber die Stimme im Hinterkopf, dass durch Unachtsamkeit die Allergie zurückkommen könnte, wurde mit der Zeit immer lauter. Deshalb habe ich wieder begonnen, die Inhaltsstoffe in meinen Kosmetikprodukten zu hinterfragen.
Der Weg zur Herstellung meiner eigenen Kosmetik
Mit jedem neuen, zunächst vertrauenswürdig erscheinenden, Produktkauf lernte ich neue Inhaltsstoffe kennen, die ich nicht auf meiner Haut haben wollte. Mit einigen synthetischen Inhaltsstoffen stand ich direkt auf Kriegsfuß. Zuerst zweifelte ich Paraffin und Mineralöle im Lippenpflegestift an. Denn ich wusste, dass diese keine echten pflegenden Eigenschaften haben, sondern sich nur auf die Haut legen und so, vermeintlich kurzfristig den Juckreiz lindern, aber der Haut keinen nachhaltigen Nutzen liefern. So fing ich schon mit ca. 11 Jahren an meinen eigenen Lippenbalsam mit Bienenwachs herzustellen. Die Rezeptur habe ich bis heute immer wieder optimiert und rühre ihn noch immer regelmäßig an. Laut meiner Schwester hilft kein anderes Produkt so gut bei rissigen Lippen. Für mich ist das ein schönes Hobby mit echtem Mehrwert.
Entlarvte Marketingtricks und bewusster Konsum: Meine Lernreise im Produkt-Dschungel
Bei allen Produkten, die ich kaufte, war mir wichtig, dass sie ohne unnötige Allergene auskamen und haut- und umweltfreundlich waren. Den ganzen Umfang an bedenklichen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen sollte ich aber erst Jahre und zigfache Fehlkäufe später erfahren. In den damals noch Smartphone-freien Zeiten blieb mir nichts anderes übrig, als mit jedem Kauf dazuzulernen. Dabei habe ich so ziemlich jeden Marketing-Trick mitgenommen. Als meine Haare nach der Dusche mit Shampoo „ohne Silikone“ trotzdem aalglatt an der Backe klebten, lernte ich, dass Polyquaternium, ein Mikroplastik, als Ersatzstoff für Silikone eingesetzt wird. Und Produkte, die wiederum „ohne Mikroplastik“ deklariert sind, enthalten oft Kunststoffe, die zu klein sind um sich Mikroplastik zu nennen. Solche Schlupflöcher der Hersteller empfinde ich als bewusste Verbrauchertäuschung und unverschämt. Warum solche Inhaltsstoffe in Massen eingesetzt werden, liegt wohl vor allem daran, dass sie ein samtig-weiches Gefühl auf Haut und Haar hinterlassen und sehr günstig sind. Nun könnte man meinen, das sei bei hochpreisigen Produkten anders. Leider musste ich feststellen, dass dies ein Trugschluss ist. Denn auch bei den meisten Produkten aus der Apotheke und Parfümerie werden die günstigen Filmbildner eingesetzt. Und leider können auch in Naturkosmetik Mikroplastik und Kunststoffe zu finden sein.
Mit den Jahren wurden nicht nur die Erkenntnisse und meine Blacklist immer länger, es landeten auch immer mehr Produkte im hohen Bogen im Restmüll. Ich brachte es einfach nicht fertig, ein Shampoo weiterhin zu verwenden, wenn ich herausgefunden hatte, dass es bedenkliche Inhaltsstoffe enthält. Auch weiterverschenken konnte ich solche Produkte nicht. Der einzig richtige Platz aus meiner Sicht war deshalb der Restmüll. Schade drum. Diese Verschwendung könnte durch wahrheitsgemäße Angaben der Hersteller vermieden werden. Warum sollte man also noch zu solchen Produkten greifen, wenn es jede Menge Alternativen gibt?
Natürliche Haut- und Körperpflege mit selbstgemachter Naturkosmetik
Und die gibt es zu Hauf. Die Alternativen, die ein nachhaltig samtiges Hautgefühl zaubern, die Haut wirklich pflegen und ökologisch einwandfrei sind. Die Auswahl an pflanzlichen Ölen, Auszügen und natürlichen Wirkstoffen ist riesig! Auch dazu habe ich eine lange Liste erstellt. Diese Whitelist machte mir Lust noch mehr Kosmetika selbst zu rühren.
Seit einiger Zeit stelle ich mein eigenes festes Shampoo her. Fest, weil es so keine Verpackung benötigt und zum Zero-Waste Produkt wird. Außerdem setze ich nur besonders haut- und umweltfreundliche Tenside ein, die selbst für Babys geeignet und noch dazu schnell biologisch abbaubar sind. Die Rezeptur habe ich selbst entwickelt und so angepasst, dass es sowohl Haare, als auch Haut schonend reinigt und pflegt und die Haare leicht kämmbar hinterlässt. Auch zur Rasur eignet sich dieses feste Reinigungsstück. So habe ich für mich das optimale All-in-One Produkt entwickelt. Plastikfrei, minimalistisch, umweltfreundlich, sanft pflegend und meine Dusche ist immer aufgeräumt. Da mir Entscheidungen oft schwerfallen, sagen mir solche 4 in 1 Produkte total zu. So kann ich viel Zeit und Geld sparen, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Ich spiele immer wieder mit der Rezeptur, um zu sehen, ob ich sie weiter optimieren kannDafür wird meine Küche regelmäßig zum Labor umfunktioniert. Ich liebe es, tief in die Thematik einzutauchen
Bewusster Konsum als Prozess
Auch bei der Herstellung meiner eigenen Kosmetik habe ich einen Wandel durchgemacht. Am Anfang konnten mir die Wirkstoffe nicht außergewöhnlich genug sein. Aber zu einem bewussten Konsum gehört auch das Hinterfragen der Herkunft der Zutaten. Mir ist wichtig, dass für meine Kosmetik nicht die exotischsten Pflanzen abgeholzt werden. Auch Kokosöl, Shea- und Kakaobutter möchte ich nicht mehr verwenden. Die Zutaten für meine ökologische Creme werden um die halbe Welt geschippert? Nachhaltigkeit sieht für mich anders aus! Zahlreiche nachhaltige Blogs setzen bei ihren Rezepten aber genau auf diese Fette. Ich finde, hier wird nicht weit genug gedacht. Zum Glück gibt’s jede Menge regionale Alternativen – oder zumindest aus der EU. Beispiele dafür sind Traubenkernöl, Olivenbutter oder Squalan. Zugegeben, für manche Wirkstoffe oder Tenside ist es gar nicht so einfach eine regionale Alternative zu finden. Aktuell verwende auch ich beispielweise noch ein festes Tensid, welches auf Kokosöl basiert. Aber: Die Suche nach Alternativen läuft!
Jetzt wird’s wissenschaftlich: Mein Biologiestudium
Was bisher nur meine Freizeit bestimmte, verfolgte ich bald auch beruflich näher. Durch meine Ausbildung zur Biologielaborantin und dem nachfolgenden Biologiestudium habe ich immer umfassender und besser verstanden, wie die Auswirkungen von kritischen Inhaltsstoffen sich auf unsere Zellen auswirken. Insbesondere auf unser Hormonsystem. Mein Blog wird sich noch mit Beiträgen zu diesen sogenannten „endokrinen Disruptoren“ füllen. Diese stehen unter dem Verdacht in unser Hormonsystem einzugreifen und neben uns Menschen auch erheblichen Einfluss auf die Tier- und Umwelt nehmen.
Es hat mich besonders schockiert, in wie vielen alltäglichen Lebensmitteln, Kosmetika und Alltagsgegenständen hormonell wirksame Inhaltsstoffe enthalten sind. Als ich das herausgefunden habe, musste ich diese Info sofort mit meiner Freundin teilen. Diese ist nach unserem Telefonat noch die halbe Nacht mit dem gelben Sack durch die Küche gelaufen und hat alle Plastikbehälter aussortiert. Die Geschichte ist heute noch unser Brüller. Aber keine Sorge: So radikal musst du das natürlich nicht machen.
Die Geburt meiner Patenkinder als weitere Motivation
Mit der Geburt meines Neffen habe ich noch mehr hinterfragt und herausgefunden. Bspw. dass Babyflaschen echte Mikroplastik-Schleudern sind. Und dass Kinder- und Coffee-to-go Becher aus Melamin oder Bambus, nicht nur nicht umweltfreundlich sind, sondern überhaupt für Heißgetränke völlig ungeeignet sind. Durch heiße Flüssigkeiten kann u. a. Formaldehyd freigesetzt werden. Dieses führt zu DNA-Schäden und gilt, je nach Dosis und Dauer, als krebserzeugnend. Deshalb empfehle ich am besten auf Edelstahl, Glas oder Porzellan zurückzugreifen. Für einen kindersicheren Umgang gibt es auch viele hübsche Schutzmanschetten! Zu diesen Themen werden noch detaillierte Beiträge folgen.
Positive Nebeneffekte: Bewusster Konsum geht Hand in Hand mit gesunder Ernährung und nachhaltigem Lifestyle
Nach und nach habe ich verstanden: Bewusster Konsum von Kosmetika und Lebensmitteln hat vielfältige positive Auswirkungen. Unsere Gesundheit wird maßgeblich von den Produkten, die wir verwenden beeinflusst. Was wir über die Nahrung aufnehmen, ebenso wie das was wir auf unsere Haut auftragen, wird in den Blutkreislauf transportiert und von dort in den ganzen Körper. Aber nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die Umwelt, wird maßgeblich von den Produkten beeinflusst, die wir verwenden. Und was in die Umwelt gelangt kommt auch wieder zu uns zurück. Deshalb hilft ein bewusster Konsum nicht nur dabei, die Dosis an bedenklichen Inhaltsstoffen zu minimieren, sondern fördert auch automatisch eine gesunde Ernährung und einen ökologischen, nachhaltigen und minimalistischen Lebensstil.
Finde deinen Weg
Ich bin nicht perfekt. Und es gibt sicherlich immer Optimierungsbedarf. Aber dieser darf und muss auch seine Grenzen haben. Lange Zeit habe ich sehr viel selbst hergestellt: Spülmittel, Waschmittel, Putzmittel, Deo… Bei dieser Doku über Green Fatique fühlte ich mich ertappt: War ich in der Optimierungsfalle gelandet? Nach den vielen negativen Erfahrungen, die ich mit konventionellen Produkten gemacht habe, hatte ich das Gefühl, ich müsse alles selbst machen und alle Produkte aus der Drogerie seien böse. Neben Kosmetika und Reinigungsmitteln habe ich lange außerdem Brot, Kombucha, Wasserkefir, Marmeladen, Sirup, Eis uvm. Selbstgemacht. Du kannst dir vorstellen: Ganz schön viel Arbeit! Aktuell hinterfrage ich, was davon wirklich nötig ist. Wieviel Zeit kann und will ich dafür aufwenden? Als ich angefangen habe, mich mit bewusstem Konsum zu beschäftigen, gab es noch nicht so viele Produktalternativen wie heute. Öko war verpönt und DIY war die einfache Lösung. Aber das hat sich die letzten Jahre sehr gewandelt. Und so rudere ich etwas zurück. Für Waschmittel und Spülmaschinenpulver habe ich gute Alternativen im Handel entdeckt. Aber Eis herstellen, fermentieren und einzelne Kosmetika selbst rühren behalte ich bei! Das macht mir einfach zu viel Spaß!
Ich freue mich, wenn dir meine Erfahrungen neue Perspektiven eröffnen können. Ein wichtiger Tipp zum Start: Nimm dir den Druck raus und fühl dich bitte nicht so, als müsstest du nun alles direkt selbst und perfekt machen. Überlege, wo du hier deine eigene, ganz persönliche Grenze ziehst. Mit Info und Impulsen möchte ich dir dabei helfen dein gesundes Maß zu finden.
Das erwartet dich hier auf meinem Blog
Mein Blog entstand aus dem Wunsch heraus, Wissen zu teilen, zu inspirieren und Missstände sowie Verbrauchertäuschungen aufzudecken. Gleichzeitig möchte ich dir direkt Alternativen und Produktempfehlungen präsentieren. Ich freue mich wirklich riesig, dass du hier bist! Und außerdem wahnsinnig, dass mein lang ersehntes Projekt Blog hiermit seinen Lauf nimmt. Der Fokus liegt auf Aufklärung und einfachen, umsetzbaren Lösungen für einen bewussten Konsum. Am liebsten gemeinsam im Austausch mit dir! Denn ich bin mir sicher – alles weiß ich auch noch nicht. Was hat dich auf meinen Blog geführt? Wo sind deine aktuellen Herausforderungen zu dem Thema? Lass mir gerne direkt einen Kommentar hier oder schreib mir!